Richtig was los hier!
Aber passt ins Bild. In der RNZ stand heute, dass die Heidelberger Fußballkneipen noch immer kein Public Viewing anbieten, obwohl die Stadtverwaltung eingewilligt hat, für den Fall Außenbewirtschaftung bis Mitternacht zuzulassen. Ich nehme an, da befürchten einige, dass das bloß Stress gibt. Gibt ja gesellschaftliche Gruppen, die von sporttreibenden Frauen nicht viel halten und das auch durchaus offensiv kommunizieren.
Eines darf man allerdings auch wirklich nicht tun: den Frauenfußball am Männerfußball messen. Dafür sind die athletischen Voraussetzungen dann doch zu unterschiedlich. In Hollywood arbeiten sie zwar fleißig an weiblichen Heldenfiguren ala Lara Croft, aber deswegen heißt das halt auch Traumfabrik. Eine Ausnahmesportlerin wie die Malaika Mihambo springt zwar vielleicht anderthalb Meter weiter als ich zum meiner besten Zeit, aber halt auch immer noch anderthalb Meter kürzer als die Jungs, die in der Männerkonkurrenz antreten. Oder anders ausgedrückt: im gemischten Wettbewerb hätte sie schon Probleme irgendwo die Stadtmeisterschaften zu gewinnen. Und wenn beim Fußball einer auf hundert Meter zwei Sekunden schneller ist, dann macht die Gulia vielleicht noch den entspannteren Eindruck und die bessere Figur, nur halt höchstwahrscheinlich keinen Stich, und dabei ist auch egal ob der Kreisliga kickt oder Bundesliga. Und wenn sie den Donkor auf sich zurollen sieht, kann sie ihm höchstens zuzwinkern, damit er den Ball verstolpert, aber stoppen wird sie den im Leben nicht.
So, das ändert aber nichts daran, dass ich im Bereich Athletik die allergrößten Fortschritte sehe. Das liegt natürlich auch daran, dass es schon immer gute Technikerinnen im Frauenfußball gegeben hat, nur kam es einem ja dann doch auch manchmal vor wie in Zeitlupe. Der eine oder andere Schuss war auch eher ein Schüsschen und wie ich letztens beim Physiotherapeut sagte: bislang hab ich mir wenigstens noch eingebildet, wenn ich alle Mittel einsetze, kommt von den Mädels keine an mir vorbei.
Die Zeiten sind definitiv rum.
Wenn man da noch mithalten will, muss man selber mindestens richtig fit und austrainiert sein. Dann knallen sie ja inzwischen Dinger auf's Tor, dass ich immer noch regelmäßig denk: das gibt es doch gar nicht. Oder dann: wie unser Tormädel gegen Spanien diesen einen Volley fischt - da war mein zweiter Gedanke: bei dem anschließenden Eckball wird sie jetzt vor lauter Übermut garantiert unterm Ball durchhüpfen, aber net emal dess war der Fall. Der Königsmann hätte ihn wahrscheinlich auch gehalten, aber ganz sicher bin ich mir nicht einmal da. Also Respekt!
Taktisch ist auch ganz viel passiert. Die Spiele sind ja richtig ansehnlich. Ehedem ja eher Zufallsgekicke, das am Ende dadurch entschieden wird, dass es irgendeine gar nicht mehr aushält und dann übers halbe Feld rennt und das Ding reinmurmelt. Das ist überhaupt nicht mehr so. Da ist Absicht zu erkennen, da werden die Flügel bespielt, und zum Schluss rauschen dann Flanken in den Sechzehner, dass man dem Costly am liebsten noch nachträglich enni lange dät. Dann hat inzwischen auch fast jedes Team ihre Spezialwaffen. Ihre Freistoßkünstlerinnen, ihre Zerstörerinnen, ihre Kopfballungeheuer(innen)...
Ums net zu lange werden zu lassen: das ist richtig gute Unterhaltung. Und mittlerweile auch wert, dass man sich drüber unterhält. Das ist dann auch nochmal ein ganz, ganz großer Unterschied zu früher.