Zum Start ein Charaktertest
28. Juli 2017Autor: Thorsten Hof (th)
Mannheim.Mannheim. Keine drei Tage war Hassan Amin als neuer Kapitän des SV Waldhof im Amt, da musste der Verteidiger schon fast den Strafenkatalog zur Geltung bringen. "Das wird teuer", flachste Amin, als Trainer Gerd Dais bei der Auftakt-Pressekonferenz zur neuen Saison der Regionalliga Südwest zunächst als im Stau vermeldet wurde, die Verspätung dann aber wohl eher die Folge eines Waldhof-internen Missverständnisses war. "Wenn ihr auch zu früh da seid . . .", spielte Dais den Ball augenzwinkernd an die versammelten Journalisten weiter, bevor es dann endlich losgehen konnte.
Vor dem Auftakt am Samstag (14 Uhr) beim KSV Hessen Kassel war die Stimmung beim Vizemeister also gelöst, die Vorfreude hat den Frust des Relegationstraumas von Meppen längst abgelöst. "Wir gehen da mit breiter Brust rein und hoffen auf einen guten Saisonstart. Der Rest kommt dann von alleine", brachte Neu-Kapitän Amin die Gemütslage im Waldhof-Kader auf den Punkt.
Auch die Tatsache, dass die Mannheimer von den Trainern der Liga wieder auf den (Mit-)Favoritenschild gehoben wurden, sorgt bei den Blau-Schwarzen nicht für unnötiges Nervenflattern. "Das bestätigt unsere gute Arbeit", sagte der 25-Jährige, der die Zielsetzung Relegationsteilnahme offensiv annimmt: "Wir haben das zweimal in Folge geschafft. Warum soll uns das nicht auch ein drittes Mal gelingen?"
Für diese Mission sei der Kader entsprechend aufgestellt, ist auch Trainer Dais zuversichtlich, der die Personalplanungen allerdings noch nicht als abgeschlossen betrachtet. "Dass wir auf der rechten Abwehrseite noch die Augen offen halten, ist ein offenes Geheimnis", sagt der Coach, der hier mit dem Ex-Saarbrücker Marco Meyerhöfer nur einen gelernten Außenverteidiger zur Verfügung hat. Dass bis zum Transferschluss am 31. August noch ein weiterer Akteur verpflichtet wird, ist also nicht ausgeschlossen, eventuell könnte der SVW auch noch einen Spieler abgeben.
"Momentan sind aber alle dabei und bester Dinge", sagte Dais, der lediglich im Sturm nicht aus dem Vollen schöpfen kann. Neuzugang Maurice Deville (Mittelhandbruch) fällt definitiv aus, für Benedikt Koep (Hüftprobleme) kommt das Spiel in Kassel zu früh. Übrig bleiben Nicolas Hebisch und Dennis Rothenstein. "Vielleicht lösen wir das Problem aber auch anders", ließ Dais die endgültige Formation noch offen, die lediglich in der Abwehr schon hundertprozentig steht.
Aber egal wie - in Kassel sollen auf jeden Fall gleich die ersten drei Punkte her. "Wir haben da noch eine Rechnung offen", erinnerte Kapitän Amin an die 0:1-Niederlage Ende Februar. Damals kam der SVW zu keiner Zeit ins Spiel und nahm auch die Zweikämpfe nicht entsprechend an, was Trainer Dais damals mächtig verärgerte.
"In Kassel darf man sich nicht nur auf die fußballerische Klasse verlassen, sondern muss auch dagegenhalten", mahnte der 53-Jährige die Grundtugenden an. "Wenn wir das aber hinbekommen, werden wir das bessere Ende für uns haben. Schließlich wird das ein anderes Spiel, wir haben eine etwas andere Mannschaft auf dem Platz", hofft Dais, dass sein Team die Partie bestimmen kann.
"Wir fahren dahin, um zu gewinnen", lässt auch Abwehrspezialist Amin keinen Zweifel an der Zielsetzung gegen die im Juni zahlungsunfähigen Nordhessen, die ihren Kader dementsprechend nicht aufwerten konnten. Einen Selbstläufer erwartet der 25-Jährige deshalb aber auf keinen Fall. "In Kassel ist es nie einfach. Der KSV ist ein unbequemer Gegner, der die Räume eng macht", beschreibt Amin den Kontrahenten im ersten Spiel, das letztlich auch zeigen wird, wo der SV Waldhof wirklich steht.
© Mannheimer Morgen, Freitag, 28.07.2017
Quelle: Mannheimer Morgen
