Die FANS
Der 12. Mann des SV Waldhof Mannheim 07
von Sportkurier. Da muss irgendwo in der Nähe ein Fest sein", meinte eine kleine Familie, die sich auf dem Weg in den Luisenpark befand und die Menschenströme um sich herum nicht so recht deuten konnte. Diese Parkbesucher kamen wohl aus dem Tal der Ahnungslosen, denn seit Tagen sprach die ganze Stadt vom Endspiel des SVW und dem möglichen Aufstieg. Ein Fest, ein Fußballfest wurde es dann tatsächlich und dies vor einer Rekordkulisse für ein Fünftligaspiel.
Denn an diesem Tag wollten wirklich alle dabei sein. Christoph samt seinem Sohn reiste schon am Freitagmittag mit dem Auto aus Berlin an, um auch ja pünktlich zu sein. "Das können wir uns doch heute nicht entgehen lassen", meinte er und deutete auf einen kleinen Steppke in voller Fanmontur. "Er da, mein Sohn, ist auch schon ein Waldhöfer."Und war da noch Wolfgang. Er lebt in Vöhringen, nur etwa 5 km entfernt von Illertissen und kam im Waldhof-Trikot (Foto Seite 22) mit dem Fanbus der Illertissener zum Spiel nach Mannheim.
Als Kenner der Fußballszene in Illertissen war ihm zu Ohren gekommen, dass aus Nöttinger Kreisen den Spielern des FVI ein unmoralisches Angebot unterbreitet wurde. Im Klartext: Sollte der FVI in Mannheim gewinnen, sollte es nicht zum Schaden der Spieler sein. Aus dem Kreis der Spieler wurde dieses Angebot zumindest nicht dementiert. Auch "Pro Waldhof" machte für dieses Spiel mobil und verteilte viele Freikarten an die befreundeten Fans aus Worms und Braunschweig. Man wollte den Rekord. Als sich vor drei Jahren vier Mannschaften aus der Oberliga für die reformierte Regionalliga qualifizieren konnten, erlebte Mannheim ein ähnliches Fest.
Damals strömten gegen den SV Linx 10.048 Zuschauer ins Stadion, nicht zuletzt auch wegen des Rahmenprogramms. Von Fallschirmspringern über Bülent Ceylan bis hin zu Frau Zehnbauer war alles da, was Rang und Namen hat. Auch damals wurde ein Rekord angepeilt, aber klar verfehlt. Diesmal war einiges anders. Kein Rahmenprogramm und das Spiel wurde auch nicht verstärkt beworben. Es wurde zum Selbstläufer. "Schuld" hatte die TSG Balingen, die Nöttingen eine Woche zuvor bezwang. In Balingen gingen daraufhin unzählige Dankes e-mails von Waldhof-Fans ein. Die ganze Woche vor dem Spiel liefen auch die Vorbereitungen der Fans. Am Vorabend des Spiels gab es die Generalprobe.
Während am Ticketschalter des Carl-Benz-Stadions noch etliche Vorverkaufskarten an den Mann bzw. die Frau gebracht wurden, wurde im Stadion das große Vereinswappen auf der Gegentribüne entrollt und die bemalten Transparente zum Trocknen in die Sonne gelegt. Beim Betreten des Stadions am Spieltag fand sich auf jedem Sitzplatz ein blaues oder schwarzes Pappschild. Was muss das für eine Arbeit gewesen sein, die alle zu verteilen. Erwin Clauß, der Vater des Torwart- und Co-Trainers Andreas, war bei Spielbeginn nicht im Stadion.
Er erhielt ein "Stadionverbot", nachdem er einige Tage zuvor unvorsichtigerweise ausplauderte, dass es nie gut gelaufen wäre, wenn er in dieser Saison im Stadion war. In der 2. Halbzeit, als dann alles entschieden war, tauchte er dann doch noch auf und besiegte seine "Schwarze Serie". Die Choreo vor dem Anpfiff konnte sich dann wirklich sehen lassen, nach den schnellen Toren zum 4:0 wurde die Zweite Halbzeit zum Schaulaufen des Meisters. Nun begann die dritte Halbzeit. Schon nach 85 Minuten stiegen ein paar Fans über den Zaun, um beim Abpfiff die "pole-position" zu haben. Innerhalb von wenigen Sekunden nach dem Abpfiff war das Stadion übersät von den Fans.
Unzählige Glückwünsche galt es für Spieler und Trainer nun entgegenzunehmen. "Wir waren so was von am Arsch und nun der Aufstieg", meinte einer und fiel Reiner Hollich um den Hals. "Für mich war dies heute das siebte Weltwunder", ging Roger in ganz andere Dimensionen. Cool blieb Björn: "Für mich war schon vor zehn Wochen klar, dass wir aufsteigen. Das war nach dem Sieg gegen Freiberg.
Bedenken hatte ich dann lediglich noch vor dem Spiel bei Normannia Gmünd." Und Sebastian von den Ultras meinte in der Stunde des Triumphes: "Es ist wichtig, dass den Fans nicht wie bei anderen Vereinen alle Rechte genommen werden. Denn wir Fans waren es, die den Verein immer am Leben erhalten haben". Sprach es und nippte genüßlich an seinem Whiskey. Seine Aussage kam fast wörtlich auch aus dem Mund des Präsidenten Steffen Künster. Bei so viel Einigkeit kann es ja nur aufwärts gehen.
Meinte doch auch Ronny Zimmermann, der Präsident des Badischen Verbandes: "Die vierte Liga muss nicht die Endstation sein. Der SV Waldhof ist ein schlafender Riese".
Quelle:
http://www.sport-kuriermannheim.de/link_5071993.html------------------------------------------------------------------------------------
@Carsten
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