Von unserem Mitarbeiter
Rüdiger Ofenloch
Mannheim. Fußball-Regionalligist SV Waldhof scheint ein bevorzugtes Pflaster für Zwillingspaare zu sein. Nach dem Abgang der Seegert-Brüder Marcel (SV Sandhausen) und Nico (FSV Frankfurt) ist durch die Verpflichtung von Raffael Korte (26) ein neues Bruderduo komplettiert worden. Der drei Minuten ältere Gianluca spielt seit einem Jahr beim SVW und hat sich zuletzt in den Relegationsspielen durch starke Leistungen in den Mittelpunkt gespielt. Nun wollen die Kortes gemeinsam dafür Sorge tragen, dass der Kult-Club vom Alsenweg im dann dritten Anlauf den Sprung in die Dritte Liga schafft.
Raffael folgte seinem Bruder in der Sommerpause nach Mannheim, nachdem er zuvor fast die komplette Spielzeit bei Zweitligist Union Berlin wegen eines Kreuzbandrisses verpasst hatte. Gianluca hatte dieselbe Verletzung ein paar Jahre zuvor, verlor dadurch den Anschluss bei seinem damaligen Verein Eintracht Braunschweig - und fand so den Weg zum SV Waldhof. Für beide war es letztendlich auch eine Entscheidung für die Rückkehr zu den Wurzeln - sowohl sportlich, als auch familiär.
Geboren sind die eineiigen Zwillinge in Speyer, die Eltern wohnen heute noch in Schifferstadt. "Das hat bei der Entscheidung für den Wechsel nach Mannheim natürlich auch eine Rolle gespielt. Mal abgesehen davon, dass ich auf jeden Fall bei einem Traditionsverein spielen wollte und der Waldhof in dieser Kategorie zum Besten gehört, was die Region zu bieten hat", sagt Raffael Korte. Dieselben Beweggründe hatten auch Bruder Gianluca in der Winterpause der Spielzeit 2015/2016 an den Alsenweg gelotst.
Überhaupt weist der sportliche Weg der Zwillinge jede Menge Parallelen auf. Beide sind mit dreieinhalb Jahren zum Vereinsfußball gekommen, haben das Fußball-Gen vom Vater geerbt, der einst beim FV Speyer (heute FC) in der Verbandsliga kickte. Dabei sei es nie ein Muss gewesen, einmal im Profigeschäft zu landen. "Wir haben Fußball gespielt, um Spaß zu haben - und das ist auch immer noch so", sagt Raffael. Gianluca nickt zustimmend. Als die Brüder mit 20 entdeckt und zum Probetraining eingeladen wurden, sei das doch recht überraschend gekommen.
Der Entdecker hieß Thorsten Lieberknecht, das Training fand beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig statt, wo der Pfälzer bis heute Trainer geblieben ist. Die Kortes überzeugten - und unterschrieben ihre ersten Profiverträge. "Das war schon ein schwerer Schritt, das erste Mal weg von Zuhause", sagt Raffael. Dennoch habe man nicht lange überlegen müssen. "Es ist schließlich der Traum eines jeden Fußballers, einmal in der Bundesliga zu spielen."
Beide bekamen dann auch tatsächlich ihre Einsatzzeiten, mussten sich aber auch neu profilieren. "Wir mussten schon darum kämpfen, nicht nur im Doppelpack wahrgenommen zu werden", erinnert sich Gianluca. Was gar nicht so leicht ist: Beide pflegen einen sehr ähnlichen Spielstil, gehen gerne mit Ball am Fuß und Tempo auf den Gegner, um dann entweder aufs Tor zu ziehen oder den besser postierten Nebenmann zu suchen. Der Unterschied: Gianluca ist Linksfuß, Raffael kann besser mit dem rechten. "Deshalb kommen wir uns auch nicht in die Quere, höchstens mal im Training", sagt Raffael und schmunzelt.
Wird der Waldhof also künftig mit der Korteschen Flügelzange auftrumpfen? Die Brüder hätten nichts dagegen. Derzeit heißt es aber erst einmal: Wie am Samstag beim Test in Heddesheim (17 Uhr) in der Vorbereitung schwitzen, sich anbieten, einen Platz in der Startelf erkämpfen. "Mein erster Eindruck ist absolut positiv, durch Gianluca kannte ich auch im Vorfeld schon einige Kollegen wie Nico Hebisch oder Benedikt Koep", sagt Raffael Korte über das Team. Gianluca sieht den Mannschaftsgeist genauso stark wie im Vorjahr. "Die Jungs, die dazu gekommen sind, sind allesamt super Typen, das passt."
Die Zwillinge haben übrigens nicht nur auf dem Fußballplatz viel gemeinsam. "Wir haben auch ähnliche Hobbies, interessieren uns für viele Sportarten, unternehmen gerne etwas mit Freunden", sagt Gianluca. Das liege auch daran, dass man sich schon immer im selben Freundeskreis bewegt habe. Selbst beim Musikgeschmack liegen die Brüder auf derselben Wellenlänge.
Das sportliche Ziel ist natürlich auch dasselbe: Mit dem SV Waldhof wieder auf einen der ersten beiden Plätze in der Regionalliga Südwest kommen - und dieses Mal in der Relegation den Aufstieg in die Dritte Liga schaffen. Am liebsten natürlich mit dem doppelten Korte in der Mannschaft, einmal auf links, einmal auf rechts im offensiven Mittelfeld.
© Mannheimer Morgen, Samstag, 15.07.2017
Quelle: Mannheimer Morgen
