SV Waldhof
China-Pläne des DFB
SV Waldhof führt den Widerstand an
12. Juli 2017Autor: Alexander Müller (alex)
Walldorf. So einen Medienauftrieb hat der sonst eher beschauliche Betrieb der Fußball-Regionalliga wohl noch nie erlebt. Gleich draußen vor dem Walldorfer Tagungshotel fingen die teils von weither angereisten Reporter von ARD, Sky, Kicker und etlichen anderen Zeitungen Markus Kompp ab. Der Geschäftsführer des SV Waldhof war der gefragte Mann nach der Managertagung der Südwest-Staffel, denn die Mannheimer führten den Widerstand gegen die China-Pläne des DFB an, dem sich beim Treffen am Donnerstag kurzfristig auch die Stuttgarter Kickers, die TuS Koblenz und der FSV Mainz 05 II anschlossen. Diese vier Vereine werden definitiv nicht die geplanten Spiele außerhalb der Wertung gegen das chinesische U-20-Olympia-Team bestreiten. Der 1. FC Saarbrücken erbat sich außerdem Bedenkzeit bis Mittwoch Nachmittag.
Vor den zahlreichen Mikrofonen führte Kompp noch einmal die sportlichen Gründe ins Feld, die den SV Waldhof schließlich zur Absage bewogen hätten: der Fokus auf das klare Ziel Aufstieg, mehr Regenerationszeiten, auch finanzielle Unsicherheiten. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der SVW mit der Ablehnung des Projekts ebenso die scharfe Kritik aus dem eigenen Fanlager auffing. Die blau-schwarzen Ultras hatten nach Informationen dieser Zeitung sogar damit gedroht, sämtliche Dauerkarten zu stornieren, wenn der Waldhof gegen die Chinesen angetreten wäre. Der Dachverband "Pro Waldhof" beteiligte sich an einem gepfefferten Protestschreiben von insgesamt zwölf organisierten Fanszenen.
Verzögerung bis November
Drinnen auf einer Pressekonferenz zeigte sich Regionalliga-Chef und DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann immer noch leicht verärgert über das Verhalten des SVW, der dem Vorhaben zunächst zugestimmt habe, um dann einen Rückzieher zu machen. "Alle 18 Vereine haben fernmündlich zugesichert, dass sie dabei sind. Ich werde empfindlich, wenn man mir etwas nachsagt, was nicht stimmt", meinte Zimmermann an die Mannheimer Adresse: "Uns hat geärgert, dass der Eindruck entstanden ist, dass wir die Unwahrheit gesagt haben." Es sei den Vereinen von Beginn an kommuniziert worden, dass die Teilnahme an den Partien gegen die Chinesen nur auf freiwilliger Basis erfolge, eine Eingliederung in den regulären Spielbetrieb sei niemals "auch nur ansatzweise"ein Thema gewesen: "Wir wollten und wollen niemand zu seinem Glück zwingen."
Ein wenig überrascht dürften Zimmermann und seine Mitstreiter allerdings darüber gewesen sein, dass die Front der Ablehnung gegenüber der China-Kooperation bei der Managertagung plötzlich größer war als erwartet. Auch die Stuttgarter Kickers, Koblenz und Mainz II verweigerten sich ohne Vorwarnung, und dass, obwohl der DFB seinen Plan aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten abspecken musste. Die Freundschaftsspiele außerhalb der Wertung gegen die U 20 sollen jetzt erst mit dem Start der Rückrunde im November beginnen, neben den garantierten 15 000 Euro für dann eine Partie stellte Zimmermann in Aussicht, dass die beteiligten Regionalligisten auch noch an möglichen Live-Übertragungen ins Reich der Mitte partizipieren könnten.
Doch die Kritiker konnte der Verband damit nicht mehr überzeugen. Zimmermann führte das darauf zurück, dass die Diskussion aufgrund einiger Berichte in den Medien eine Schlagseite bekommen habe, die nicht mehr zu korrigieren gewesen sei. "Das Projekt ist schlichtweg völlig falsch dargestellt worden", kritisierte der Wieslocher.
Dass nun nicht alle Südwest-Regionalligisten mit im Boot sind, sei zu verschmerzen, erklärte der DFB-Vize: "Wenn nur vier mitgemacht hätten, wäre ich enttäuscht gewesen. Wir haben in der Kürze der Zeit alles richtig gemacht. Es war eine Chance wie eine Einladung ins Kino: Die kann man annehmen oder ablehnen." Der China-Streifen wird nun an mindestens vier Standorten nicht gezeigt, die Debatte um das Gastspielrecht wurde sicher aber auch durch die bereits existierenden Ungerechtigkeiten in der Vierten Liga emotional aufgeladen. Stichwort Aufstiegsregelung. Beim Thema Relegation zeigte Zimmermann Gesprächsbereitschaft: "Auch ich finde es gut, wenn die Meister aufsteigen. Wir können einen neuen Anlauf zur Reform wagen."
© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 12.07.2017
Quelle: Mannheimer Morgen