China-Boykott
Kompp: "Unsere Meinung ist unverändert"
11. Juli 2017Autor: Alexander Müller (alex)
Mannheim.Die chinesische U-20-Auswahl hat ihre Zelte in St. Leon-Rot aufgeschlagen - zu einem Aufeinandertreffen mit Fußball-Regionalligist SV Waldhof wird es aber definitiv nicht kommen. "Unsere Meinung ist unverändert. In erster Linie treten wir aus sportlichen Gründen nicht an. Für uns haben die Regeneration, die optimale Vorbereitung auf den nächsten Gegner und der Erfolg in der Liga Vorrang", sagte Geschäftsführer Markus Kompp am Montag dieser Zeitung: "Der finanzielle Aspekt kann und darf dies auch nicht überwiegen. Zudem dürfen wir die Tradition und den Fußball in Reinkultur bei aller Kommerzialisierung nicht aus dem Blick verlieren."
Heute kommen die Manager der Regionalliga Südwest in einem Walldorfer Hotel zusammen, um die Details und Organisation der in knapp drei Wochen beginnenden Saison zu klären - und das heiß diskutierte Thema China wird dabei ein zentrales sein. Die U 20 des Riesenstaats in Fernost soll nach dem Plan des DFB außer Konkurrenz als 20. Team am Spielbetrieb der Südwest-Staffel teilnehmen. Der SVW sperrte sich schnell gegen dieses Vorhaben, die organisierten Fanszenen von insgesamt zwölf Regionalligisten kritisierten das Projekt in einem Offenen Brief an DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann scharf. Laut Felix Wiedemann, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Regionalliga Südwest, ist außer den Mannheimern aber bisher kein weiterer Verein vorstellig geworden, der nicht antreten will. Der Waldhof plant stattdessen eine Partie gegen Absteiger FK Pirmasens.
In zwei Testspielen gaben die Chinesen zuletzt ein gemischtes Bild ihrer Qualität ab. Bei der U 23 der TSG 1899 Hoffenheim setzte es ein herbes 1:7, gegen Drittligist Sonnenhof Großaspach zog sich das Olympia-Team mit 0:1 zumindest vom Ergebnis her achtbar aus der Affäre. Sascha Hildmann, der Trainer der SG Sonnenhof, sprach nach dem Sieg in der "Stuttgarter Zeitung" von einem Niveau "irgendwo zwischen Oberliga und Regionalliga". Die Chinesen selbst schwiegen nach dem Freundschaftskick. "Wir dürfen nichts sagen", erklärte Trainer Sun Jihai, ehemaliger Profi von Manchester City und Crystal Palace.
Ein weiteres großes Thema heute in Walldorf wird die genaue Festlegung der Spieltermine sein. Waldhof-Geschäftsführer Kompp ließ keine klare Präferenz erkennen, an welchem Tag der Vizemeister seine Heimspiele am liebsten austragen will. "Anstoßzeiten sind auch abhängig von den Vorgaben der Polizei, was unter anderem die Anfahrtswege der Fans betrifft. Die Auswahlmöglichkeiten, wann angestoßen wird, sind deshalb in der Regel sehr gering", sagte er nur. Die SVW-Fans können davon ausgehen, dass zumindest einige Partien am ungeliebten Montag terminiert werden. Denn der Fernsehsender Sport1 baut sein Engagement in der Vierten Liga erheblich aus. Mit der Übertragung von bis zu 15 Live-Spielen aus seiner Staffel rechnet Südwest-Geschäftsführer Wiedemann, und der SV Waldhof als große Traditionsmarke wird erfahrungsgemäß garantiert mehrmals dabei sein.
"Kein Zeitdruck" bei Sportdirektor
Wenig Neues gibt es unterdessen von der Suche nach einem Sportdirektor zu vermelden. "Wir sondieren den Markt und erstellen eine Kandidatenliste. Diese wird mit dem Aufsichtsrat besprochen", sagte Kompp dieser Zeitung. Es lägen bereits Bewerbungen vor, aber: "Wir haben keinen Zeitdruck. Der Kader steht und ich denke, wir haben uns sehr gut verstärkt. Bei der Auswahl dieser Position muss es jedoch um das für den SV Waldhof beste Konzept und nicht um Namen gehen."
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 11.07.2017
Quelle: Mannheimer Morgen