Ist ein Sportchef die Lösung?
Von Wolf Goldschmitt
FUSSBALL SVW-Geschäftsführer Kompp hat in Rostock nicht den besten Eindruck hinterlassen
MANNHEIM - Burgfriede beim SV Waldhof? Der Schein trügt. Nach zwei verpassten Aufstiegen in die Dritte Liga brodelt es weiterhin vor und hinter den Kulissen des Vereins aus der Fußball-Regionalliga Südwest. Ein Sportdirektor soll jetzt die Wogen glätten. Aber die Suche nach einem Sportchef am Alsenweg war schon früher ein Thema. Bereits zur Zeit des Sponsorings der „Mannheimer Runde“ hatte das Management diesen Schritt überlegt.
Hanno Balitsch und Michael Fink waren damals im Gespräch für den Job. Doch mit dem neuen Investor Bernd Beetz und seinem Geschäftsführer Markus Kompp ist das Thema vom Tisch. Jetzt allerdings scheint die Position doch notwendig zu werden – um einen „Vermittler“ zwischen Trainer Gerd Dais und Kompp zu installieren. Seit einigen Wochen wissen nicht nur die Fans: Der eine kann nicht mit dem anderen. Nach einer öffentlichen Kritik von Beetz an Dais und einer Art „Aussprache“ herrscht nun beim Traditionsverein nach außen zwar Ruhe, aber die Anhänger fragen sich: Kann ein neuer Sportlicher Leiter für ein hohes vierstelliges Gehalt überhaupt die Lösung des unübersehbaren Kommunikationsproblems sein? Oder sollte sich doch eher einer der beiden Kontrahenten eine neue Herausforderung suchen?
Treuesten der Treuen trauern Stephan Pfitzenmeier nach
Würden die Ultras gefragt, fiele die Antwort deutlich aus: Dais hat die höheren Sympathiewerte. Ohnehin trauern die Treuesten der Treuen dem zurückgetreten Geschäftsstellenleiter Stephan Pfitzenmeier nach, der immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen hatte. Verscherzt hat es sich Kompp mit den Fans, als er im Beisein von Sponsoren darüber spricht, dass ihm die Ultras des SV Waldhof völlig egal seien, weil er „im Verein das Sagen“ habe. So lange er Sponsoren bringe, könne ihm niemand etwas, wurde er schon von „Sportwoche online“ zitiert. Allerdings sind einige der zuletzt verkündeten Kooperationsverträge mit Sponsoren keinesfalls auf die Initiative von Kompp zurückzuführen, sondern schon länger in der Pipeline.
In Rostock, von woher Kompp kam, betrachtet man das Waldhöfer Sommertheater mit Vergnügen. „Vielleicht hätte man sich beim SV Waldhof eine Menge Probleme ersparen können, wenn man sich vor einem Jahr die Bewerbungsunterlagen von Markus Kompp etwas genauer angesehen oder wenigstens bei uns nachgehakt hätte“, sagt ein Hansa-Mitarbeiter heute. Nach vorliegenden Informationen hatte Markus Kompp vor seinem sechsmonatigen Engagement als Kurzzeit-Vorstandsvorsitzender in Rostock unbedingt einen Job gesucht. Unter anderem bewarb er sich beim VfR Aalen als Verkaufsstellenleiter für das Merchandising. Das Merchandising dort wird von einer Halbtagskraft erledigt. Bei Hansa Rostock wurde – genau wie beim SV Waldhof – die erste Mannschaft ausgegliedert. Da der Hansa-Aufsichtsrat nicht mit der bisherigen Führungsriege zusammenarbeiten wollte, wurde ein nützlicher Helfer gesucht, der bisher keine Verbindung zum Verein hatte, ungebunden ist und praktisch rund um die Uhr zur Verfügung steht – das war offenkundig das einzige Anforderungsprofil für die Position Kompps als Vorstandschef.
Die Schelte aus Rostock fällt hart aus: Kompp bringe kaum Fähigkeiten für die Aufgabe als Geschäftsführer mit. Er könne sich zunächst zwar gut verkaufen, lautet das Urteil des Mitarbeiters der Geschäftsstelle beim FC Hansa. Aber schon nach kurzer Zeit erkenne man seine Defizite. Besonders schlimm: Er habe nie Zeit für persönliche Fachgespräche.
Quelle: Wormser Zeitung