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SV Sandhausen 1:2 SSV Ulm 1846
Szene 1: Erst geht Felix Göttlicher (Sandhausen) mit dem Körper voran in einen Zweikampf mit Leon Scienza (Ulm) und unterbindet damit einen Angriff, dann bringt er ihn per Grätsche zu Fall. Für beide Situationen sieht Göttlicher von Schiedsrichter Florian Exner jeweils Gelb und muss bereits nach neun Minuten vom Platz. [TV-Bilder – ab Minute 34:50 & 39:05]
Babak Rafati: Scienza spielt den Ball im Mittelfeld zum Mitspieler, will daraufhin an Göttlicher vorbeilaufen, wird dabei aber durch ihn zu Fall gebracht und am Weiterlaufen gehindert, indem dieser sich ihm in den Weg stellt. Das ist ein Foulspiel mit taktischem Charakter, weil die Aktion nur den Angriff unterbinden will, auch wenn das Vergehen nicht allzu schlimm ist. Dennoch ist die gelbe Karte wegen taktisches Foulspiels eine richtige Entscheidung. Zudem muss man dem Schiedsrichter zugutehalten, dass er zuerst einen möglichen Vorteil abwartet und deshalb so spät pfeift.
Wenige Minuten später wird Scienza an der Seitenlinie unmittelbar vor den Trainerbänken angespielt, und der bereits gelb-verwarnte Göttlicher kommt mit einem langen Bein angegrätscht. Dabei spielt er zwar minimal den Ball, trifft Scienza dabei aber gleichzeitig mit dem Nachziehbein. Das ist ein Foulspiel, bei dem der Schiedsrichter überhaupt keinen Spielraum hat. Und da die Gesundheit des Gegenspielers außer Acht gelassen wird, ist diese Spielweise rücksichtslos und für den Schiedsrichter daher alternativlos, sodass er Göttlicher für dieses Vergehen die gelb-rote Karte zeigen muss. Eine absolut berechtigte und richtige Entscheidung.
Zum Thema Fingerspitzengefühl: Nach vier Minuten ist es sehr problematisch, wenn man solch eine Spielweise – Unterbinden eines guten Angriffs -, "durchwinkt" und nicht ahndet. Hier hat der Schiedsrichter absolut regelgerecht, aber auch praxisrelevant gehandelt. Hier muss sich der Spieler selbst in Frage stellen, was er aber unmittelbar nach dem Platzverweis auch durch seine Reaktion macht. Er reklamiert überhaupt nicht und verlässt sofort den Platz. Man darf nicht erwarten, dass klare Vergehen in den Anfangsminuten durch die Schiedsrichter milder bestraft werden. Das würde Tür und Tor für überharte Gangarten in den ersten Spielminuten öffnen.
Das Verhalten von Präsident Jürgen Machmeier nach dem Spiel ist auf das Schärfste zu verurteilen, unabhängig davon, ob Schiedsrichter-Entscheidungen richtig oder falsch ist, zumal sie auch noch richtig waren.