Die Buwe jubeln zu früh
Reaktion gezeigt, Dreier verpasst: Der SV Waldhof präsentiert sich gegen Viktoria Köln verbessert, kassiert in der 89. Minute aber noch das 1:1.
Am Ende wussten sie wohl selbst nicht, ob sie sich nun freuen oder ärgern sollten: Der SV Waldhof musste sich am Samstag im Carl-Benz-Stadion mit einem 1:1 (0:0)-Unentschieden gegen Viktoria Köln begnügen. Musste, weil man - vor allem aufgrund der ersten Halbzeit - mehr verdient hatte. "Vor der Pause war es die richtige Reaktion auf Regensburg", sagte SVW-Sportdirektor Tim Schork, "danach war es ein offenes Spiel. Bitter, dass man am Ende dann nur mit einem Punkt dasteht."
Die Buwe hatten etwas gut zu machen, wollten sich mit einer guten Leistung zurückmelden, um den enttäuschenden Auftritt beim 0:2 in Regensburg vergessen machen zu können.
Die Vorzeichen waren nicht die besten. Trainer Rüdiger Rehm musste kräftig rotieren: Bentley Baxter Bahn fiel mit Rücken-Schmerzen aus, Laurent Jans nach wie vor mit muskulären Problemen, Torhüter Lucien Hawryluk wegen seines ausgekugelten Fingers und auch Innenverteidiger Julian Riedel war nach seinem krankheitsbedingten Fehlen in Regensburg noch nicht wieder fit genug.
Rehm reagierte, brachte mit Mittelfeld-Mann Per Lockl, Außenbahn-Spieler Minos Gouras und Innenverteidiger Malte Karbstein drei Mann, die zuletzt nur auf der Bank saßen. In Sachen Taktik hielt der SVW an der Dreierkette fest. Diesmal mit Marcel Seegert, Fridolin Wagner und eben Karbstein.
Und wie lief's? Besser als in Regensburg. Nach der ersten Halbzeit von einer Leistungsexplosion zu sprechen, wäre übertrieben, aber ein anderes Buwe-Gesicht war es auf jeden Fall. Die erste Halbzeit gegen Köln, das zuletzt starke Vorstellungen ablieferte, gehörte dem SVW. Hinten stabil, nach vorne mit Ideen und Spielwitz. Das Waldhof-Problem: Im Fußball zählen die Tore - und die Chancen zum Knipsen waren da.
Mehrere Male schwärmten die Blau-Schwarzen gefährlich aus und scheiterten zweimal nur knapp: In der 14. Minute war es Kelvin Arase, der im Strafraum abzieht, doch Kölns baumlanger Defensivmann Christoph Greger grätscht im letzten Moment noch dazwischen und lenkt den Ball zur Ecke. Kurz vor der Pause hatten die Fans dann den Torschrei bereits auf den Lippen: Gouras tankt sich sehenswert von der linken Seite in den Sechzehner, zieht ab, scheitert aber an Viktoria-Keeper Kevin Rauhut (41.).
Die Waldhof-Führung wäre zur Pause verdient gewesen. Was auch mit Arase und Gouras zusammenhing. Beide wirbelten und tricksten sich mehrfach sehenswert in Szene. Ebenfalls auffällig: Bahns Fehlen machte sich nicht negativ bemerkbar, Lockl gefiel mit gutem Stellungsspiel und Pässen in die Tiefe.
Kaum zurück wurde dann auch endlich getroffen: Gouras spitzelte den Ball auf Jesaja Herrmann durch, der ihn an Rauhut vorbei ins Tor streichelte. 1:0 Waldhof (47.). Danach war es ein anderes Spiel, eines, in dem der SVW komplett hinten reingedrängt wurde und Köln das Kommando übernahm. Mehrfach wurde es nun brenzlig vor dem Mannheimer Kasten. Zum Beispiel in der 54. Minute, als der Ex-Waldhöfer Michael Schultz nach einer Ecke an die Querlatte köpfte.
Doch auch der SVW hatte noch Konter-Gelegenheiten und eine Monster-Chance. Nach einem Querpass von Herrmann hatte Arase das 2:0 auf dem Fuß, geriet aber etwas in Rücklage und brachte den Ball aus fünf Metern nicht im Tor unter. Und als alle schon mit einem Heimsieg rechneten, klingelte es doch noch einmal: Nach einem weiten Einwurf kam David Philipp im Gewühl zentral vor dem Tor an den Ball und hatte keine Mühe, zum 1:1 einzuschieben (89.).
Unglücklich: Direkt vor dem Einwurf wechselte Rehm doppelt, brachte Jonas Carls und Berkan Taz für Arase und Lockl. Gut möglich, dass da die Abstimmung noch nicht zu hundert Prozent passte. Karbstein sah es anders: "Wir waren da eigentlich gut gestaffelt gestanden. Es ist einfach super ärgerlich, weil es ein komplett unnötiges Gegentor war."
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung