Quelle: Die Rheinpfalz - 24.02.2023
Stürmer mit Stärke im Kopf
Fussball: Daniel Keita-Ruel durchlebt beim SV Waldhof eine schwere Phase
VON MICHAEL WILKENING
MANNHEIM. Daniel Keita-Ruel soll Tore schießen, dafür holte ihn Drittligist SV Waldhof Mannheim. Im Moment ist der 33-Jährige davon weit entfernt.
Daniel Keita-Ruel sagt es bestimmend: „Ich bin stark im Kopf.“ Es gibt Situationen im Leben eines Profi-Fußballers, in denen es weniger auf Muskelkraft oder technische Fähigkeiten im Umgang mit dem Spielgerät ankommt, um durchzukommen, sondern auf die Fähigkeiten des Gehirns. Keita-Ruel, der Stürmer des Drittligisten SV Waldhof Mannheim, befindet sich gerade in einer solchen Phase, denn er spielt fast nie. Im Fall des 33-Jährigen ist die Lage deshalb schwierig, weil die Ansprüche von außen und innen nicht mit der aktuellen Situation korrespondieren. „Ich war noch nie Ersatzspieler“, erklärt der Angreifer, der im vergangenen Sommer in die Dritte Liga nach Mannheim wechselte. Die 100 Zweitliga- und 60 Drittligapartien absolvierte er tatsächlich zumeist als Stammkraft, so dass es einer Umstellung bedarf, in Mannheim mehrheitlich Reservist zu sein. 17 Einsätze für den SVW stehen bislang für ihn in der Statistik, nur in deren drei stand er beim Anpfiff auf dem Platz. Der Mann, für den bei der Verpflichtung eine zentrale Rolle vorgesehen war, kam bislang im Jahr 2023 in sechs Ligaspielen kumuliert auf 61 Minuten Einsatzzeit. Den größten Batzen davon, nämlich 31 Minuten, entfielen auf den vergangenen Samstag und den 3:1-Erfolg der Waldhöfer gegen den SV Meppen. In der knappen halben Stunde gelang Keita-Ruel nicht viel, die Reaktionen der Zuschauer fielen entsprechend aus, es gab sogar einige Pfiffe nach verunglückten Aktionen. Ein Fußballer, der mit seiner Rolle nicht zufrieden sein kann und ein Umfeld, das mit den Vorstellungen des Fußballers fremdelt, bedeuten eine ernste Gefahr, dass es keinen Ausweg mehr gibt. Keita-Ruel ist schon ein paar Jahre Profi, er weiß, wie bleiern sich eine solche Lage auf die Seele legen kann, weshalb die Überzeugung, mit der er spricht, beruhigend wirkt: „Ich bin stark im Kopf, ich kann damit umgehen.“ Christian Neidhart ist dafür verantwortlich, für Erfolge des SV Waldhof zu sorgen, was im Jahr 2023 mit 13 Punkten bislang gut funktioniert. Der Trainer weiß, dass nicht alle Spieler gleichermaßen glücklich sind und ist bemüht, jedem einzelnen gerecht zu werden. „Wir können alle helfen, indem wir besonnen miteinander umgehen“, sagt Neidhart und fügt speziell mit Blick auf den Stürmer im Wartestand an: „Keita ist vom Ehrgeiz zerfressen und hängt sich im Training voll rein. Er weiß, wie der Fußball funktioniert.“ Weil die Kollegen auf den offensiven Positionen seit Wochen gute Leistungen abliefern und in der Zusammensetzung homogen wirken, bleibt für Keita-Ruel die Möglichkeit, sich in den wenigen Einsatzminuten für ein mehr an Spielzeit anzubieten. In jedem Fall sind die Lage und der Umgang mit ihr schwer. Es spricht für Keita-Ruel, dass er sich und seine Situation klein hält und im Gespräch den Teamerfolg in den Vordergrund stellt. „Wir sind als Mannschaft erfolgreich und sind dabei unsere Ziele zu erreichen“, sagt er, ohne auf Nachfrage erläutern zu wollen, welche Ziele genau innerhalb des Teams formuliert worden sind. Eine Vorgabe ist aber kein Geheimnis. Im Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund II am Samstag (14 Uhr), das in Oberhausen ausgetragen wird, soll ein Dreier her. Wäre das Profileben ein Wunschkonzert, würde Keita-Ruel das Siegtor schießen.