KOMMENTAR
Sehnsuchtsort und Pleite-Liga
21. März 2018Autor: Alexander Müller (alex)
Alexander Müller zieht eine Bilanz der 3. Liga
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Für tief gestürzte Traditionsvereine wie den SV Waldhof oder Rot-Weiß Essen ist die 3. Liga fast so etwas wie ein Sehnsuchtsort. Irgendwie zurück auf der nationalen Fußball-Bühne, ab und zu ein paar Sendeminuten in der „Sportschau“, Fernsehgelder von über einer Million Euro. Das klingt verlockend – allerdings nur aus der Perspektive eines Clubs, der es nach etlichen Jahren des Leidens aus der schlimmsten aller Klassen herausgeschafft hat: der Regionalliga mit ihrer grotesken Aufstiegsrelegation.
Aus dem Blickwinkel eines Zweitligisten sieht das jedoch diametral anders aus. Die wirtschaftliche Diskrepanz zwischen Liga 2 und Liga 3 ist weiterhin so groß – Stichwort TV-Einnahmen – dass ein Abstieg einen Verein in existenzielle Nöte stürzen kann. Auch wer längere Zeit in der untersten deutschen Profiliga spielt, merkt schnell, dass sich der Spielbetrieb nicht von alleine trägt. Insolvenzen wie in Aalen oder Erfurt sind zwar immer auch auf hausgemachte Fehler zurückzuführen, aber letztlich ist eine seriöse Existenz als Drittligist ohne zahlungskräftige Mäzene im Hintergrund nur schwer möglich. Was für die einen ein Sehnsuchtsort ist, verkörpert für die anderen eine Pleite-Liga, aus der man so schnell wie möglich raus will, um eine Etage weiter oben ein Vielfaches an TV-Geldern zu erhalten.
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