von Tom » 23.05.2021, 12:11
Ich hätte mir auch gewünscht, dass wir gestern mit dem vierten Sieg in Folge als Begleiterscheinung die Uerdinger in die Regio schießen.
Kann aber auch damit leben, wenn unsere Relegationsgegner in chronologischer Reihenfolge absteigen...
Das Wehklagen aus Meppen kann ich beim besten Willen nicht ernst nehmen. Glaube die wurden von uns nicht dazu gezwungen von ihren letzten acht Heimspielen sechs zu verlieren - unter anderem 0:4 gegen Uerdingen.
Die Liga hatte dieses Jahr insgesamt eine deutliche andere Struktur als in der vergangenen Saison. Oben wurde extrem fleißig und konstant gepunktet, dafür war am Tabellenende in dieser Runde einfach deutlich zu wenig Konstanz drin. Wenn man sich anschaut das Ingolstadt mit 71 Punkten in die Relegation muss, schon der Wahnsinn. Die kleinen Bayern wurden letztes Jahr mit 65 Punkten Meister.
Was "unten" passiert ist, insbesondere das dieses Jahr weniger Punkte reichen werden als im vergangenen Jahr um die Liga zu halten, war mit etwas gesundem Menschenverstand frühzeitig absehbar. Balou und ich hatten am Rande des Nachholspiels Viktoria Köln gegen Magdeburg bei WhatsApp Anfang März darüber geschrieben wieviele Punkte reichen werden, um die Liga zu halten. Mein Tipp damals: 41.
Unsere Saison kann man aus meiner Sicht ganz schwer mit irgendetwas vergleichen, dafür war der Verlauf der Runde einfach zu "individuell."
Das ging schon mit dem späten Saisonstart am 21. September los, der uns dadurch mitten in der Saisonvorbereitung in diverse Pokalpflichtspiele gezwungen hat. Kannst du eine optimale Vorbereitung gestalten, wenn du nebenbei dafür sorgen musst drei BFV-Pokalspiele zu gewinnen und zwischendurch noch Freiburg im DFB-Pokal wartet? I don´t think so.
Nichtsdestotrotz hatten wir in dieser Runde durchaus Phasen drin, bei denen die ein oder andere großfressige Aussage aus dem Kader ala "wir gehören nicht ins Mittelfeld" nicht grundlos geäußert wurde. Einige Partien waren von der gezeigten sportlichen Qualität wirklich oberstes Regal in Liga drei. Dafür hatten wir aber auch absolut bodenlose Phasen drin, bei denen unser Coach Glück hatte das unsere Vereinsführung in Sachen Trainerwechsel keinen nervösen Zeigefinger hatte.
Ein Phänomen was uns punktuell durch die ganze Runde begleitet hat, waren Spielphasen in denen wir den jeweiligen Gegner wirklich komplett auseinandergenommen haben, gefolgt von Spielphasen in denen wir komplett an die Wand gespielt wurden. Alles innerhalb von neunzig Minuten, gegen denselben Gegner. Kann durchaus mal in einer Saison passieren, wir hatten das "Vergnügen" allerdings mindestens ein halbes Dutzend mal. In der Hinsicht würde ich gerne in der kommenden Runde einen "Lerneffekt" sehen wollen der sich dahingehend gestaltet, dass wir zukünftig einfach auf die Phasen verzichten in denen wir komplett ins Loch fallen.
Eine weitere Auffälligkeit die Hoffnung macht, ist unsere enorme Stärke nach Unterbrechungen im Saisonverlauf gewesen. 14 Tage Pause vor Ingolstadt, 4:1 Sieg - 10 Tage Pause vor Saarbrücken, 4:1 Sieg - nach der "Winterpause", sieben Spiele in 23 Tagen ohne Niederlage - 14 Tage Pause vor Zwickau, 1:0 Sieg - 10 Tage Pause vor Unterhaching, 2:0 Sieg.
Fast könnte man die verwegene These aufstellen, dass die Truppe ziemlich gut funktioniert hat, wenn das Trainerteam mal ein paar Tage am Stück hatte, um mit den Jungs jeweils vernünftig trainieren zu können...
Die vorgelebte Kontinuität in der sportlichen Führung gefällt mir an der Stelle ehrlich gesagt ganz gut. Ich bin gespannt wie sich die Truppe in der kommenden Runde präsentiert. Bezüglich der Sidekicks, dass unser Coach nicht zum Waldhof passt, weil er nicht komplett Scheisse aussieht und auch nicht jedesmal in PKs und Interviews ne Hackfresse zieht, kann ich auch nicht mehr ernst nehmen, sorry.
Der Trainer der in der Hinsicht am allerwenigsten ever zum Waldhof gepasst hat war Uli Stielike. Der hatte Real Madrid in der Vita, war ein Kosmopolit und hat den Waldhof im Regelfall in Anzug und Krawatte gecoacht. Zum Glück gab es damals das Forum noch nicht...
Wie geht es jetzt weiter?
Ich denke wir werden eine der anspruchsvollsten Transferphasen der letzten Jahre im Sommer erleben. Mit Marco Schuster geht eine unumstrittene Größe auf der wichtigen 6er-Position und wird auf dem Niveau nur schwer zu kompensieren sein.
Max Christiansen und Ari Ferati sollte man, falls irgendwie möglich, unbedingt zu halten versuchen. Beide sind jeweils in schwierigen Karrierephasen zu uns gewechselt und wären hier höchst willkommen zu verlängern, aber ob das auch nur bei einem von beiden klappt? Ich denke der Drang es nochmal in einer höheren Liga zu versuchen, ist bei den beiden zu groß. Auch wenn sie hier für mein Verständnis weiterhin sehr gut reinpassen würden. Mit Kontinuität beim halten unserer Leistungsträger, könnte es perspektivisch auch bei uns mal wieder ein Treppchen höher gehen. Vielleicht kriegt man das den Jungs ja irgendwie klar gemacht.
Jan Hendrik Marx würde ich als Berater empfehlen bei uns noch ein Jahr dranzuhängen und sich hier wieder zu stabilisieren. Wenn er die eigene Leistung in dieser Saison selbstkritisch betrachtet war das in dieser Runde kein Zweitliganiveau.
Egal was mit den obengenannten im einzelnen passiert, uns wird mit Marco Schuster mindestens eine Korsettstange wegbrechen. In der Hinsicht kann man Jochen Kientz nur ein glückliches Händchen bei der Kaderplanung wünschen.
Was mich allerdings nach wie vor sehr positiv in die Zukunft blicken lässt, ist die stabile Unterstützung durch die Familie Beetz. Wann gab es bei uns überhaupt mal Phasen in denen Lizenzierungen mit "einmal in die Hände klatschen" erfolgreich abgeschlossen wurden? Das ist für mich nach wie vor nicht selbstverständlich.
Ebenfalls nicht selbstverständlich sind die vielfach angeschobenen positiven Aspekte rund um die erste Mannschaft, die der ein oder andere beim ständigen Wehklagen außerordentlich gerne ignoriert. Zuvorderst ist hier aus meiner Sicht die sich nun tatsächlich andeutende Realisierung eines NLZ zu nennen. Wie lange hecheln wir dem Thema als Verein schon hinterher? Ca. 15 Jahre schätze ich.
Sollte Corona sich irgendwann mal wieder verflüchtigen und in relevanter Anzahl Zuschauer zugelassen werden, ist der SV Waldhof allerdings in Liga 3 ganz sicher nicht das "schlechteste Investment." In der vergangenen Saison hätten wir ohne den Corona-Effekt selbst als Drittligist wohl ein sehr respektables Plus in der Bilanz erwirtschaftet. Sollte es für uns so Gott will irgendwann nochmal in Liga zwei gehen, dann rollt bei uns richtig der Rubel und unsere Investoren werden ihre Anschubfinanzierung wieder einspielen können. Ich würde es der Familie Beetz mehr als gönnen, wie sich hier in schwierigsten Phasen für den SV Waldhof gerade gemacht wurde sollte nie in Vergessenheit geraten.
Meine Wenigkeit könnte übrigens gut damit leben, wenn wir am Ende der kommenden Saison darauf zurückblicken können den Verein ein weiteres Jahr sorgenfrei in Liga drei etabliert zu haben. Allerdings sehr gerne mit etwas weniger "Achterbahn" im Saisonverlauf...
Waldhof Mannheim - Alles andere ist nur Fußball